Omas gegen Rechts: Wir gehen auf die Straße (Artikel aus dem Wiesbadener Kurier vom 24.4.2021)

Für Demokratie und Respekt setzen sie sich ein, die „Omas gegen Rechts“. Und sie gehen dafür auf die Straße – natürlich mit Maske. WIESBADEN – Stricken, backen, Gute Nacht-Geschichten vorlesen? Tränen wegpusten, endlos Memory spielen, Märchen erzählen? Das klingt nach Bilderbuch-Omas. Können die toughen Wiesbadener Seniorinnen alles – aber noch viel mehr: Seit November 2019 gibt es die hiesige Gruppe der bundesweit aktiven, zivilgesellschaftlichen Initiative „Omas gegen Rechts“ mit mittlerweile fast 60 lokalen Untergruppen. Gegründet wurde die übergreifende Deutschland-Gruppe 2018 nach dem Vorbild der österreichischen „Omas gegen Rechts“

„Corona überdeckt im Moment alles andere“

Die Initiative setzt sich für eine demokratische, rechtsstaatliche, freie und gerechte Gesellschaft ein. Dabei machen sich die „Omas“ stark für von vor Krieg und Not Geflüchtete und pochen auf Respekt gegenüber allen Menschen, unabhängig von Religion, Herkunft und sexueller Identität. Wichtig ist ihnen zudem die Verwirklichung der Gleichstellung der Frau, generationenübergreifende Verantwortung und der Erhalt sozialer Standards. Die Umsetzung dieser Ziele allerdings ist in diesen Zeiten nicht ganz einfach: „Corona überdeckt im Moment alles andere“, weiß die Wiesbadener Sprecherin Irene Fromberger. Doch viele Themen besäßen nun einmal unabhängig von der Pandemie nach wie vor hohe Relevanz – und könnten uns letztlich auch weit länger betreffen als das Virus, etwa die Klimaproblematik.

Virtuelle Vernetzung

Die Reaktionen auf das außerordentliche Engagement aus dem Umfeld sind positiv. Herausfordernder war die Umstellung im Miteinander: Die aktuelle Situation verlangt auch in der Gruppe eine Umstellung der unmittelbaren Kommunikation auf digitale Lösungen wie E-Mails und WhatsApp-Nachrichten sowie Zoom-Konferenzen. Berührungsängste mit den Neuen Medien haben die Seniorinnen nicht: „Es stimmt, man lernt auch im Alter noch dazu“, schmunzelt Irene Fromberger.

Auch überregionale Aktionen sind geplant

„Anfangs hatte ich spitze Finger bei der ersten Online-Konferenz, aber mittlerweile bin ich ein großer Fan davon.“ Und so sehr sie den Live-Faktor direkter Begegnungen vermisst, sieht sie im Virtuellen auch Vorteile: Beispielsweise entstanden so gute Kontakte zu den Gruppen in Bielefeld und Berlin, die sich ohne digitale Austauschmöglichkeiten vermutlich nie ergeben hätten. In der Konsequenz werden nun überregionale Aktionen für das laufende Jahr avisiert. Auch die Kooperationen mit der Nachbarschaft im Rhein-Main-Gebiet laufen gut, etwa mit den Mainzer, Hanauer oder Frankfurter „Omas“, freut sich die umtriebige Wiesbadenerin.

Übrigens darf auch ein „Opa“ im Hintergrund mitmischen: Ihr Mann unterstützt die Frauenpower durch logistischen Einsatz, etwa bei der Bannerbeschaffung und jede Menge mentalen Rückhalt. „Er findet gut, was wir machen und ist stolz darauf.“ Daher trägt er neben dem obligatorischen „Oma“-Button, mit denen die Mitglieder ihre Gruppenzugehörigkeit präsentieren, nun ebenfalls einen am Revers – mit der Aufschrift „Oma schickt mich“.

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